Anreise mit Ryanair über Hahn HHN -> Ovda VDA zu 50,99 EUR * 1x ÜoF im Little Prince Hostel, Eilat zu 45,51 EUR, 1x ÜmF im Amer 1 Hotel, Aqaba zu 30,84 EUR, 1x ÜoF im Sea Princess Motel, Eilat zu 37 EUR * Rückreise mit Ryanair über Ovda VDA -> Weeze NRN zu 43,85 EUR
1. Tag
In der Nacht drei Stunden am Koblenzer Hbf abzuhängen, am Flughafen Hahn nochmal drei Stunden auf den Abflug zu warten, bei der Gepäckkontrolle zu erfahren, daß der Plastikbeutel für Flüssigkeiten um zwei Zentimeter zu breit und um drei Zentimeter zu hoch sei (weswegen man sich an der Info für 50 Cent einen neuen Beutel kaufen und nochmal anstellen mußte) - das alles waren gute Vorrausetzungen dafür, nicht nur auf die 60minütige Flugverspätung, sondern auch auf die Menschenmengen vor der israelischen Zollkontrolle am Flughafen Ovda VDA leicht allergisch zu reagieren. Zu allem Überfluß durften sich Inhaber eines israelischen Passes vordrängeln und wie selbstverständlich an den Schlangen vorbeimarschieren... Weitere 60 Minuten mußte ich warten, bis mir von der Pass-Checkerin neugierige Fragen gestellt wurden. Dann war ich im "gelobten Land".
Damit wurde es aber nicht besser. Es wird auf ewig ein Rätsel bleiben, warum der gebuchte Shuttle-Bus, obwohl längst voll besetzt, nicht vom Parkplatz rollte, sondern noch eine ganze Stunde herumstand. Erst dann bequemte sich der Fahrer, die Hotels der Fahrgäste aufzuschreiben, um diese dann anderthalb Stunden später (angekündigt waren 45 Minuten Transferzeit) aus dem Fahrzeug zu scheuchen. Statt am frühen Nachmittag kam ich also erst bei einbrechender Dunkelheit in Eilat an und war entsprechend angefressen - nicht zuletzt, weil meine fest eingeplante Groundspotting-Tour verschoben werden mußte.
Aber das Postamt hatte noch auf! Als traditoneller Postkartenschreiber kaufe ich mir die Briefmarken bevorzugt aus erster Hand. Also hin! Am Eingang gab es eine (wie überall in Israel vor Shopping Malls u.ä. übliche) flughafenpenible Sicherheitskontrolle. Nachdem ich brav eine halbe Stunde meine Wartemarke in der Hand gehalten hatte, wurden mir tatsächlich die gewünschten Marken gedruckt. Das erste Erfolgserlebnis des Tages!
Eilat ist ein typischer Badeort am Roten Meer, sehr touristisch. Überall nur Russen! Privet eta ja! Vor 16 Jahren war ich schon mal einen halben Tag in Eilat gewesen, damals von Taba (Ägypten) kommend und mit Familie im Schlepptau. Ich erinnere mich gut daran, denn es war gefühlt der heißteste Tag in meinem Leben: Offizielle 45° C im Schatten! Das konnte anschließend auch Sharm el Sheikh nicht mehr toppen.
Eilat wird quasi durch die Start- und Landebahn des städtischen Mini-Flughafens ETH geteilt. Das beschert einem in regelmäßigen Abständen plötzliche Dröhn-Attacken auf´s Trommelfell und tieffliegendes Fluggerät über der Rübe. Vor den Toren Eilats ist der neue Flughafen Ramon im Bau und so sind die Tage von Eilat ETH gezählt (und hoffentlich auch von Ovda VDA).
2. Tag
Ich hatte genau dieses Wochenende für meinen Kurztrip ans Rote Meer nicht nur wegen der äußerst preiswerten Flüge von Ryanair nach Ovda (ein ehemaliger Militärflughafen etwa 40 km nördlich von Eilat mitten im Nichts) ausgewählt, sondern vor allem wegen der Chance, relativ einfach zu zwei Länderpunkten zu kommen. Im Moment der Flugbuchungen hatte soccerway Heimspiele von Bney Eilat (4. Liga) und Shabab Al-Aqaba Club (1. Liga Jordanien) angekündigt.
Aber man braucht kein Profi-Groundhopper zu sein, um zu ahnen, daß Spieltermine in vielen Regionen dieser Erde nur gaaaanz selten mehr als sieben Tage vor der Ansetzung zuverlässig angekündigt und kommuniziert werden. So ärgerte es mich zwar, als irgendwann soccerway für Aqaba ein Auswärtsspiel vorsah, aber damit hatte man ja rechnen müssen. Doch als bei soccerway ein paar Tage vor Abflug auch für Bney Eilat das Heimrecht gedreht wurde, stieg bei mir der Blutdruck. Auf Facebook fand ich komischerweise bestätigt, daß Bney Eilat (Emblem: Schild mit Fußball vor strahlender Sonne) am 16.2. doch ein Heimspiel hatte (siehe oben)... bis es mir dämmerte, daß man Hebräisch von rechts nach links liest! Oh ooh! Aufgrund der geografischen Lage der Städte Eilat und Aqaba (mitten in der Wüste, die nächste fußballrelevante Siedlung mehr als 250 km entfernt), dachte ich nur noch "Fu**, **ck, F**k!!!".
In den nächsten Stunden unterzog ich zig mögliche Routen einer reisetechnischen Prüfung: Änderung sämtlicher Pläne inkl. Abstecher nach Amman via Aqaba Airport, Border Crossing via Allenby Bridge, Länderpunkt Palästina einbauen und so weiter und so fort. Allein die Tatsache, daß die Grenzübergänge zwischen Israel und Jordanien nicht rund um die Uhr geöffnet sind, warf so manche abenteuerliche Überlegung über den Haufen. Letztendlich entschied ich mich - wegen der unberechenbaren Zeitaufwendungen bei Grenzübertritten und Sicherheitskontrollen an Flughäfen - für die entspannteste Variante... die noch anstrengend genug wurde: Sightseeing in Israel und Jordanien sowie sonntags ein Fußballspiel in Haifa.
So ging es für mich am Freitag um 10 Uhr morgens mit einer kleinen Reisegruppe für gut drei Stunden in den nahegelegenen Timna Park. Die 25 EUR hierfür waren ziemlich gut angelegt. Der Fahrer war gleichzeitig der Guide und konnte einerseits recht unterhaltsam erzählen und erklären ("...hinter den Bergen gibt es Dutzende Stellungen des israelischen Militärs, die bei möglichen Raketenangriffen bis zu 80% der missiles abwehren könnten. Das ist eine gute Quote..." oder "...hier [im Timna Park] wurde erstmals in der Menschheitsgeschichte Kupfer abgebaut. Kupfer war die Grundlage dafür, daß Königreiche entstehen konnten..."). Andererseits nervte er durch seinen durchweg negativen Blick auf das Nachbarland Jordanien "...historisch gibts dort nichts zu sehen...", "...wir bauen einen neuen Flughafen. Der von Aqaba geht so ziemlich den Bach runter..." oder "... dort ist alles teuer. Aber nur für Touristen...". Natürlich war er selbst nie in Jordanien gewesen. Aber, das muß man ihm zu gute halten, er sprach fließen Arabisch. Doch wozu eigentlich?
Höhepunkt des Besuches im Timna Park (Wertung: *****! Must see!) war kurz vor Schluß die Sichtung zweier Steinblöcke, äh... Steinböcke. Keine Ahnung, wovon die sich überhaupt ernähren können, wo man weit und breit nur Sand und Felsen sieht?! Früher soll es hier sogar Wölfe und Leoparden gegeben haben.
Weil der Guide an der Grenzstation neue Gäste aufnehme mußte, passte es ihm, mich dort nach der Tour auszuladen.
Hab ja schon so manche Grenze passiert, aber es gibt immer mal was Neues! Diesmal: Ausreisegebühren! An einer Grenze die Brieftasche zücken zu müssen, um überhaupt das Land verlassen zu können, das hatte ich noch nie und fand das schon ziemlich dreist. 106 NIS (= 25 EUR) waren bei den Israelis abzudrücken. Aber die Jordanier können es auch, wie ich am nächsten Tag feststellen durfte: 10 JOD (= 11,40 EUR) kassiert man dort ein, obwohl ich schon im Vorfeld in ein (zweifaches) Visum schlappe 97,50 EUR investiert hatte. "Wegelagerei" war eine der Vokabeln, die mir an diesem Nachmittag öfter mal in den Sinn kam... aber das hatte natürlich nichts mit dem Überschreiten dieser Grenze zu tun!
Das Border Crossing dauerte ne gute Stunde. Als Entschädigung gab es eine stumme Begrüßung durch des Königs Abbild am Taxistand.
Staaten, die einen Personenkult um ihr Oberhaupt betreiben, sind ziemlich... verdächtig. Aber der König von Jordanien scheint ein cooler Typ zu sein - wenn man der TV-Doku glauben darf, die ich mir beim abendlichen Kebap-Essen auf einem Restaurant-Bildschirm anschaute. In dieser Doku begleitete König Abdullah II. einen westlichen Ausländer (Reporter ?) durch´s Land und bewies dabei, daß er nicht nur tauchen, Kamelreiten und auf einer Harley herumdüsen, sondern sogar Hubschrauberfliegen kann. Selbst beim Durchsteigen eines engen Canyons voller Wasser gab er eine gute Figur ab, während der Reporter (?) schon nicht mehr zu sehen war (wahrscheinlich zwischen den Felsen steckengeblieben). Weniger cool ist Jordaniens Platzierung auf der Rangliste der Pressefreiheit (von "Reportern ohne Grenzen"): 138 von 180.
Von einem Taxifahrer ließ ich mich zum Hotel bringen, daß gegenüber der Zentralmoschee in einer Hotel- und Restaurant-Zone lag. Solange es noch hell war, mußte dann ein Abstecher zum neu gebauten Stadion der Stadt her. Bis vor kurzem noch hatte Shabab Al-Aqaba Club mangels Ground irgendwo in der Nähe von Amman gekickt. Jetzt aber haben die hier in ihrer Heimatstadt ein kleines, feines Stadion. Um hinzugelangen, wurde wieder ein Taxi angeheuert. Der Fahrer klärte mit der Security am Eingang zum Stadiongelände, daß ein Aleman für fünf Minuten reindurfte, um Fotos zu machen. Ganz ohne Bakschisch. Hat sich gelohnt! Zurück in der Innenstadt, durfte ich den Preis für meine Taxifahrt selber bestimmen. "Gib mir soviel, wie Du meinst, daß es Dir wert war", meinte der junge Mann. Soviel bekam er auch :-)!
Abends wurde noch am Strand und später in ein paar Einkaufsstraßen herumgelungert. Bin gespannt, ob die abgeschickten Postkarten ihr Ziel erreichen werden - die verwendeten Briefmarken waren schon 25 Jahre alt...
3. Tag
Wenn ab Aqaba fußballtechnisch an diesem Tag schon nix ging, so wollte ich wenigstens die Chance nutzen, mich mal im nur 60 km entfernten Wadi Rum umzuschauen. Neben der Felsenstadt Petra ist Wadi Rum die Touristenattraktion Jordaniens. Für einen bekennenden Wüsten-Freak wie mich wurde es einer von diesen Tagen, die man im Leben nie vergisst. Traumhaft! Vom Hotel hatte mich ein Fahrer abgeholt und in das Dörfchen Rum gebracht. Dort wartete in einem Jeep mein Guide, ein junger sympathischer Beduine, der auch in Rum lebt und mich die nächsten fünf Stunden durch die Gegend rum-chauffierte.
Am Ende der Tour brachte mich mein Fahrer zurück zum Grenzübergang nach Israel. Gefühlt ging die Grenzpassage JOR -> ISR etwas schneller, auch wenn man von den Jordaniern erstmal an vier oder fünf verschiedene Zoll-Fensterchen geschickt wurde, um wegen der Ausreise vorzusprechen. Letztendlich kam ich mit der Zahlung von 10 JOD noch günstig davon, denn zuerst wollten die sogar 60 JOD haben. Jordanien ist schon etwas sehr speziell, denn die Art der Ein- und Ausreise-Prozedur (und die der Gebühren) ist daran geknüpft, ob und welche touristischen Ziele man im Land besucht hat, wie lange man im Land war, ob man ein Visum hatte oder nicht usw. Und in einem hatte der Guide vom Timna-Park am Vortag recht gehabt: Jordanien ist für Touristen teuer! Nix Marokko oder so!
4. Tag
18.2.18 * Hapoel Haifa - Maccabi Netanya 2:0 * 20:30 Uhr * 1. Liga * Sammy Ofer Stadium, Haifa * Zuschauer: 5 430 * Eintritt: 60 NIS (14 EUR) * An- und Abreise ab/bis Eilat ETH mit Arkia Israeli Airlines nach/von Tel Aviv-Sde Dov SDV zu 99 EUR; mit der Bahn von Tel Aviv nach Haifa und zurück zu 67 NIS (15,63 EUR) * 1 x Übernachtung oF im Agam Hahoresch Guest House in Haifa zu 48,50 EUR *
Nach einer weiteren Nacht in Eilat genehmigte ich mir am frühen Morgen eine Stadtrundfahrt im Taxi, um zuerst das Rabin Stadium und anschließend noch das Stadion am North Beach zu spotten. Nichts aufregendes, Pflichtprogramm halt.
Dann endlich auf zum Fußball, den Länderpunkt Israel einsacken! Vom Stadtzentrum zum Flughafen ist es weniger als ein Katzensprung. Man könnte sogar sagen, das Terminal des Airports am Rotary Square ist das Stadtzentrum. Die Destination der hier abgehenden Flüge ist zu 99% Tel Aviv SDV. Ne gute Stunde vor Abflug dort eingetrudelt, war da tote Hose... boah, bei dem einen Flughafen mußt Du drei Stunden vor dem Beginn des Boardings da sein und bei dem anderen würde es ausreichen, wenn Du zwanzig Minuten vor Abflug auftauchst.
Das Rote Meer aus dem Blick, tauchte schon nach 45 Minuten Flugzeit das Mittelmeer auf. Vor der holprigen Landung gab es über den schäumenden Wellen eine tolle 180°-Flugschleife.
Dann ab zum nahegelegenen, kleinen Bahnhof Tel Aviv-University. Ich entschied, für den Ticketkauf die Automaten zu ignorieren und mich vor dem Schalter einzureihen. "One ticket to Haifa, please." "There are no trains to Haifa today...construction..." meinte die blöde Kuh. Ich gedanklich so: "Ach Du Scheiße...". Und wie komme ich dann bitte nach Haifa? "Nehmen Sie doch den Bus." meinte die sinngemäß in einem arg arrogant-desinteressierten Ton. Ich gedanklich so: "Ach Du große Scheiße..." Ich liebe ja Busfahren über alles. Von wo die Busse wohl abfahren mögen? "Central Station!" "OK, one ticket to the Central Station, please." "Six Shekel. Thirteen. Seven. Platform one."
Zeitlich war ich noch voll ihm Rahmen, wenn die Busfahrt nicht gerade sechs Stunden dauern würde. Würde sie natürlich nicht. Ich versuchte, in der kleinen Bahnhofshalle noch irgendwie herauszufinden, wieviele Stationen es von hier aus zur Central Station waren, aber ich verstand - wie passend - nur Bahnhof. Die Israelis geizen überall mit Englisch und wer kein Hebräisch kann, ist dann leicht aufgeschmissen. Da hilft es auch nicht, daß man sich in den auf israelischen Strecken verkehrenden Doppelstockwaggons wie zu Hause bei der Bundesbahn fühlt - dank eines ziemlich baugleich eingesetzten Typs.
Ich fragte in der Bahn ein Fräulein, wieviel Stationen es zur Central Station seien und ob dort Busse nach Haifa abfahren würden. Ihre Antwort, warum ich denn nach Haifa nicht mit dem Zug fahren wolle, ließ mich wohl reichlich verduzt dreinschauen. Keine Zeit für Nachfragen, die Türen öffneten sich schon und ich mußte raus. Häääähhhh? Ich also wieder zum Ticket-Schalter. "One Ticket to Haifa, please." "Twentyseven Shekel fifty. Platform...." "No construction today?" "No, tomorrow..." Oahhh, diese pu** im Uni-Bahnhof. Ich könnte sie...
Nach einer beschaulichen, etwa 80 minütigen Fahrt erreichte ich die Station Haifa Center HaShmona, vermutlich der Hauptbahnhof der Stadt. Hier ganz in der Nähe hatte ich mir noch am Morgen ein Zimmerchen gebucht (um am Abend das Spiel nicht schon vor Abpfiff verlassen und mit dem letzten Zug nach Tel Aviv, wo ich ursprünglich nächtigen wollte, fahren zu müssen).
Trotz fehlender Straßenbeschilderung war die gesuchte Salesian Street bald gefunden. Schon mal gut! Aber wo war das Agam Hahoresh Guest House? Die angegebene Hausnummer 6 gab es zwar (als Aufkleber neben einer halboffenen Metalltür), aber nirgends ein Hinweis auf diese Unterkunft. Die Bodendielen im Treppenhaus waren teilweise schon zerbrochen und alles sah reichlich vergammelt aus. Hier wollte ich nicht bleiben!
Ich ging gegenüber in ein Sanitärfachgeschäft (offen, da Sonntag und nicht Sabbat) und fragte nach. Der nette Opi dort wußte Bescheid. Offensichtlich war ich nicht der erste Reisende, der sich nach dem Agam Dingens erkundigte. Zielstrebig lief er auf eine solide, unbeschilderte Türe neben dem Haus mit der Nummer 6 zu, brabbelte was von 25** (dem Türcode !) und machte mir auf. Prima, sah ganz nett hier aus. Mehr sogar, es sah richtig Klasse hier aus, sogar ein echter alten Brunnen in der Küche fehlte nicht. Das Licht war an, der Fernseher lief, auf dem Tisch standen zwei halbvolle Kaffeebecher... aber keiner da. Der Opi war natürlich nicht der Inhaber des Guest Houses, sondern nur ein Sanitärfachverkäufer. Dank WLAN konnte ich meine Bestätigungsmail checken und den Vermieter anrufen. Der tauchte dann in Kürze auf und verschwand bald wieder, nachdem er 50 EUR einkassiert hatte. Übernachtung geritzt.
Haifa ist eine schäbbige Hafenstadt und verfügt doch über einige interessante Besonderheiten: 1. eine Deutsche Kolonie württembergischer Templer, 2. ein riesiges Getreidesilo (ich liebe Getreidesilos !) und 3. das Mausoleum des Religionsstifters des Bahaitums in mitten von hängenden Gärten.
Nach einem koscheren Imbiss in Johnny´s Restaurant (gemütlich, zwanglos, kinderfreundlich - meint google) fuhr ich mit der Bahn zwei Stationen zurück bis Haifa HofHa Karmel, was wohl soviel wie Carmel Beach bedeutet. Mit mir stiegen drei junge Mädels ein, so zwischen 16 und 18 Jahre alt. Das wäre keiner besonderen Erwähnung wert, wenn, ja wenn wir nicht in Israel wären. Denn die Mädels trugen Springerstiegel und Uniform und eine von ihnen hatte statt eines Schminktäschchens wie selbstverständlich eine Maschinenpistole umgehängt. Krass! Als dann eine anfing, ihre Fingernägel zu feilen und die drei wie Jugendliche überall in der Welt unbekümmert drauflos schnatterten, war ich... ja, ich war seltsam berührt.
Bald stand ich vor dem Ziel meiner Träume, zumindest der Träume der letzten Nacht. Den Ground hätte man auch gut Sammy Kuffour Stadium nennen können, um den Siegtorschützen zum Weltpokalsieg des Super-FC Bayerns im Jahre 2001 zu würdigen. Aber nun heißt er nach einem inzwischen verstorbenen israelischen Reeder aus der reichsten Familie des Landes, der den Bau mit 20 Mille bezuschußt hatte.
Hapoel spielt in Haifa supportmäßig eher die zweite Geige. Rivale Maccabi kann zu Heimspielen wohl mehr Leute mobilisieren. So war dann 90 Minuten vor Anpfiff kaum was los am Ofer-Ground, auch kaum was von Polizisten oder Security zu sehen. Das Teil ist für 30 000 Zuschauer gemacht, wirklich ein Prachtstück und nebenbei das erste und einzige israelische Stadion, daß der höchsten Stadion-Kategorie der UEFA entspricht.
Einige schwarz-gelb gestylte Fans von Netanya zogen vorbei, so mancher steckte in einem unsäglichen BXB-Trikot. Ich besorgte mir an der Ticket Box meine Karte und lief samt meiner Spiegelreflexkamera ins Stadion ein. Die Mitnahme dieses Gerätes erwies sich zum Glück nicht als Stolperstein auf dem Weg zum 61. Länderpunkt.
Die Hapoel-Supporter standen in der Mitte der Gegentribüne, die Auswärtsfans aus dem benachbarten Netanya waren in der Hinter-Tor-Ecke untergebracht. Stimmung war OK, jedoch ultramäßig beliebig.
Als Intro dröhnte „Eye of the Tiger“ von Survivor aus den Boxen und passend dazu Szenen aus Rocky-Filmen über die Leinwand. Das Maskottchen von Hapoel ist folgerichtig ein Tiger namens Rocky. Das Emblem von Hapoel Haifa ziert jedoch ein Hai auf Farbklecks. Das Corporate Design sollte man in der Chefetage des Clubs mal überdenken.
Nach einer halben Stunde gingen die Gastgeber nach einem schön herausgespielten Tor in Führung. In der Halbzeitpause konnte man selbst auf Torejagd gehen… auf dem Pissoir. Bei mir hätte ein Lehmann oder Stein keine Chance gehabt. Ab der 45. Minute fand der unterhaltsame Kick fast nur noch in der Hälfte von Hapoel statt. Trotz zwei, drei Großchancen kassierte Maccabi irgendwann das 0:2 und das war es dann.
5. Tag
Am nächsten Morgen mußte ich mal wieder früh raus, stand mir doch ein fast 24 stündiger Rückreise-Marathon bevor. Ich hatte noch herausgefunden, daß es ab heute zwischen den Städten Netanya und Tel Aviv aufgrund der angekündigten constructions Schienenersatzverkehr mit Bussen geben würde. Zugabfahrt um 7:52 Uhr ab Haifa Center HaShamon. Ankunft in Netanya und fast schon wäre ich rausgesprungen. Nein, die Busse fuhren ab Netanya-Sapir. Dort Chaos und blanke Nerven. Eine halbe Stunde Warten auf Bus 999 nach Tel Aviv-University. Der Bus war natürlich total überfüllt und ruckelte über eine Stunde nur Stop-and-Go nach Tel Aviv.
Kam ich wieder am Flughafen Sde Dov an, dachte ich, ich könne etwas relaxt herumdösen. Nee! Denn ich machte die Bekanntschaft von Maya, die sich sehr für mich interessierte. Sie wollte wissen, wo ich heute her kam, wo ich übernachtet hatte, warum ich in Jordanien war, was ich genau in Jordanien gemacht habe, wie lange ich in Jordanien war, über wen ich den Ausflug nach Wadi Rum gebucht hatte, wo ich in Eilat übernachtet hatte, warum ich überhaupt in Eilat übernachtet hatte, warum ich nach Haifa wollte, wann ich meine Flüge nach Eilat gebucht hatte, wann ich meine Flüge von Eilat nach Tel Aviv gebucht hatte, was für ein Spiel ich geguckt hatte, was denn Groundhopping sei und seit wann ich Groundhopper wäre usw. Meine Antworten schienen Maya aber zu verwirren und so schaltete sich Mayas Chefin in das Verhör ein. Alles noch mal von vorn! Und dann noch mal von vorn! Den Damen schien mein Reiseweg etwas sehr ungewöhnlich und sie wollten durch das ständige Wiederholen der Angaben durch mich auf irgendwelche Unstimmigkeiten stoßen oder hofften, ich würde unbedarft etwas Verdächtiges äußern. Das alles war nicht der Fall, die Damen verloren ihr Interesse an mir… und ich konnte zum nächsten Checkpoint der Flughafen-Security wandern.
Abflug ab Tel Aviv um 12:25 Uhr, Ankunft in Eilat kurz nach 13 Uhr.
Dann kam wieder die Sache mit dem Shuttle, diesmal zum Flughafen Ovda. Man muß den Shuttle-Dienst unbedingt vorher buchen und wird dann am Hotel gepick-upt. Oder man wird am zentralen Treffpunkt an der Yellow-Tankstelle gepick-upt. In jedem Falle wird man kräftig verarscht! Abfahrzeit Tankstelle: 14:50 Uhr! Seien Sie aber unbedingt 15 Minuten früher da. Ich war da und mit mir mindestens dreißig rückreisewillige Ryanair-Kunden waren da. Nur nicht der Bus! Der kam dann um 15:30 Uhr… mit drei freien Plätzen. Einer davon wurde meiner! Das restliche Touristen-Rudel wurde fluchend und keifend zurückgelassen und auf den Ersatzbus vertröstet. Regulär war dies die letzte Fahrt zum Flughafen an diesem Tag gewesen. Die örtlichen Taxifahrer kannten das Theater schon und kreisten wie die Geier um die verprellten Shuttle-Gäste. Einige behielten tatsächlich nicht die Nerven und ließen sich für 120 EUR pro Fahrzeug im Taxi nach Ovda bringen. Letztendlich war ich dreieinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen… rekordverdächtig. Aber es wartete ja wieder die israelische Zollkontrolle auf mich… Insgesamt gewann ich den Eindruck, daß Israelis ein gutes Sicherheitsmanagement haben, aber nicht wissen, wie man vernünftig Verkehr organisiert.
Die Landung in Weeze, geplant um 23:15 Uhr, verzögerte sich um eine Viertelstunde. Der letzte flibco-Bus nach Düsseldorf hatte es natürlich nicht nötig, mal fünf Minuten länger zu warten.
6. Tag
So ging es über den Umweg Essen Hbf nach Kölle Hbf und mit der ersten S-Bahn des frühen Morgens nach Hause. Mission geglückt! Israel, ich werde wiederkommen. Aber nicht wegen Dir, vielmehr lockt die West Bank Premier League. Aber erstmal muß ich sparen, für die nächste israelische Ausreisegebühr.
ENDE