12.3.23 * BV Wiesdorf 1920 - FC Energie Köln 2008 2:4 * 13:00 Uhr * Kreisliga D * Sportplatz Eisenbahn-Sportverein Opladen, Leverkusen * Eintritt: frei * Zuschauer: maximal 9 * An- und Abreise mit der Linie 222 zu 6,40 EUR
13 Tore in einem Pflichtspiel, das ist meine persönliche Rekordmarke. Da geht noch was, dachte ich mir. So zog es mich heute auf den Sportplatz des Eisenbahn-Sportvereins Opladen, der in der letzten Saison seinen Spielbetrieb eingestellt hatte.
Nun kickt da noch der BV Wiesdorf 1920. Tabellenletzter der Kreisliga D, Abstieg unmöglich. Vor einer Woche kassierten die Wiesdorfer eine krasse 0:24-Klatsche. Davor gab es auch schon ein 1:18, 0:12, 0:13 oder 0:10. Heute war der BV Wiesdorf einigermaßen stabil, ging sogar in Führung und hielt lange ein 2:2, ehe das match dann doch wieder verloren ging. Der Ground ist schon ziemlich abgetakelt. Es ist unklar, wie lange hier noch gespielt wird...
18.2.23 * Borussia Mönchengladbach - Bayern München 3:2 * 15:30 Uhr * Bundesliga * Borussia-Park, Mönchengladbach * Eintritt: 2x 49 EUR * Zuschauer: 50 042 (ausverkauft) * An- und Abreise mit der Bahn
Wenn ich heute was von meinem kleinen Fräulein gelernt habe, dann das: Man muß nicht gewinnen, um 90 Minuten Spaß im Stadion zu haben. Viele Tore tuen es auch. Müüünchens waaaahre Liiiiebe..... FCB! Ein toller Nachmittag :-) !
11.2.23 * Bayern München - VfL Bochum 3:0 * 15:30 Uhr * Bundesliga * Allianz Arena, München * Eintritt: 51 EUR (Ticket-Zweitmarkt) * Zuschauer: 75 000 (ausverkauft) * An- und Abreise mit der Bahn (kostenlos, da BahnCard-Prämie)
Meine BahnCard-Prämie, die mir einen Samstag lang freie Fahrt bei der DB versprach, wollte mal zum Einsatz kommen. Da drängte sich ein Bayern-Heimspiel in München geradezu auf, zumal ich endlich die von der Kurt-Landauer-Stiftung initiierten Erinnerungen an die frühen Plätze des FC Bayern an der Clemens- und Leopoldstraße in Augenschein nehmen wollte. Als Gegner die Freunde aus Bochum passte ziemlich gut.
Glücklicherweise kam ich nicht auf die Idee, mit im Sonderzug zu reisen, denn das wurde wohl ziemlich chaotisch. Vier Stunden Verspätung auf der Hinfahrt und nochmals drei Stunden auf dem Weg zurück. Was für ein Horror... für die Mitfahrer und vor allem für die Organisatoren.
Erstmals seit meinem letzten Spiel (am 22.2.05 gegen Arsenal), also nach knapp 18 Jahren, kehrte ich heim ins Münchner Olympiastadion. Für 3,50 EUR kann man hier, wo nicht nur der FCB, sondern auch Deutschland, die Niederlande und andere Mannschaften große Erfolge feierten, eine Runde drehen. Es ist doch verrückt, wieviel Erinnerungen man an so eine Sportstätte hat. 60x war ich im Oly, so oft wie in keinem anderen Stadion der Welt. Zeit für Sentimentalität und Nostalgie. Auf einer Tafel wird sogar an das 4:1 gegen Real Madrid im Jahre 1987 erinnert, bei dem ich selber mit dabei sein konnte.
Danach blieb mir noch Zeit für das Dantestadion, wo statt Fußbälle leider nur noch Footbälle fliegen. Und der LOST GROUND Hermann-von-Siemens-Park konnte inspiziert werden. Übrigens kann ich behaupten, daß meine Oma in einem Haus lebte, daß dem 101 Jahre alt gewordenen HvS gehörte und sie, wenn die Herrschaften mal in Bergisch Gladbach waren, für die Familie von Siemens gekocht hat. Dabei waren ihre Kochkünste wirklich überschaubar.... Sorry, Omi!
Der Nachmittag in Fröttmaning war so, wie es zu erwarten gewesen war: Volles Haus, gute Stimmung, mäßiges Spiel und zum Schluß ein ungefährdeter Bayern-Sieg. Den Höhepunkt gab es schon vor dem Anstoß: "Bochum" von Herbert Grönemeyer wurde angestimmt..... Gänsehaut, sogar in München!!!
Tolle Sache, diese Freundschaft. Bin ja selber Ende der 1980er Jahre mit Bayern-Trikot zu Bochum-Spielen gefahren. Selbst wenn es diese Freundschaft, die jetzt seit 50 Jahren besteht, nicht gäbe - der Underdog VfL Bochum, die unkaputtbare graue Maus aus dem Ruhrgebiet, sie ist einfach liebenswert!
1. Tag
46 Stunden nach meiner Rückkehr aus MAN stand ich wieder an einem Gate am Flughafen zum Boarding. Nur diesmal in DUS. Ziel: MAN. Oh weia, mag sich einer denken. Ich sag nur: Die Silvesterfeierplanung in patchwork-Familien mit erwachsenen Kindern kann mitunter ungeahnte Wendungen nehmen. Die Wendung in diesem Jahr bedeutete: Keine Feier mit Papa. So machte man aus der Not eine Tugend und kam halt nur zum Nichtfeiern und zum Wäsche-wechseln zurück nach Deutschland. In so einen Rucksack passen ja auch nicht unbegrenzt Unterhosen.
Das UK war insofern immer noch vereint, als dass im Zugverkehr überall noch ein bisschen gestreikt wurde. So musste ich auf ein bei mir eher unbeliebtes Verkehrsmittel umsteigen, um mich nach Glasgow bringen zu lassen: Den Bus. Wenigstens entlastete die sechsstündige Nachtfahrt mein Hotelbudget.
2. Tag
Schottland begrüßte den Reisenden zur frühen Morgenstunde mit eisiger Kälte. Auf dem Weg von der Coach Station zum Hotel hätte man sich beinahe schon die ersten Frostbeulen geholt. Glücklicherweise durfte man so früh schon einchecken und ich konnte mich ein paar Minuten auf dem Zimmer aufwärmen und kleidungstechnisch nachrüsten. Mein Plan für den Tag: Raus zum Ibrox Stadium und gucken, ob ticketmäßig beim Old Firm was geht. Ansonsten mittags entspannt nach Greenock Morton.
2.1.23 * Rangers FC - Celtic FC 2:2 * 12:30 Uhr * Scottish Premiership (level 1) * Ibrox Stadium, Glasgow, Schottland * Eintritt: 52 GBP * Zuschauer: 50 000 (ausverkauft) * Anreise: DUS -> MAN mit Eurowings zu 73,27 EUR * Manchester Flughafen -> Glasgow mit National Express (Bus) zu 49,63 EUR * 2x Ü im ibis Glasgow City Centre Sauchiehall St zu je 42 GBP
Kurz nach 8 Uhr drehte ich meine erste Runde um das Ibrox Stadium. Zuletzt hatte man sich hier vor über 30 Jahren sehen lassen. Zeit für einen Revisit. Lieferanten und Stadionpersonal waren schon umtriebig bei der Arbeit. Sicherlich hätte es das ein oder andere Schlupfloch gegeben, um sich unbemerkt in den Ground zu schleichen und sich irgendwo bis Spielbeginn zu verstecken. Zunehmend mehr Polizei kreuzte auf. Vor dem Gästebereich wurden mobile, aber dennoch sehr massiv wirkende Barrieren aufgestellt.
Aus zuverlässiger Quelle wusste man, dass ab 10 Uhr das Ticket Center öffnete und dort offiziell Restkarten verkauft werden sollten. Vorausgesetzt es gibt überhaupt welche. Vermutlich zurückgegebene Tickets von Dauerkartenbesitzern oder so ähnlich. Der frühe Vogel konnte mich diesmal nicht, sondern dieser fing beim Old Firm den Wurm! Um 9 Uhr stellte ich mich an den Eingang vom Ticket Center. Vor mir: Eine Person! Nach fünf Minuten standen schon 15 Leute hinter mir. Überraschend bereits um 9:30 Uhr öffnete die Bude. In geordneten Reihen ging es rein und ich konnte an einem der vier besetzten Schalter mit meinem Anliegen vorsprechen. Die Dame tippte verheißungsvoll an einem Terminal herum und sehr bald war ein Ticket für mich blockiert. Aus meinem Reisepass wurden irgendwelche Informationen übernommen. In der Folge stand nachher „Klaus“ auf meiner… nun ja. Meine VISA Card muckte beim Bezahlvorgang auf, aber ich hatte mich alternativ mit ausreichend Cash für den Schwarzmarkt eingedeckt. So konnte ich schon nach kürzester Zeit die Ticket-Bude wieder verlassen. Dabei, yeah! Dieser Erfolg musste an einem der Burger-Stände mit einem heissen aber geschmacklosen Kaffee gefeiert werden. Das Schild „1 Ticket wanted“ wanderte in den nächsten Mülleimer.
Kurze Zeit später meldete Hopper-Kollege Dominik auch den Bedarf für eine Karte an. So durchlief ich gegen 10:15 Uhr den ganzen Prozess nochmals und hatte flugs ein zweites Ticket organisiert. Damit würde Dominik zeitlebens in meiner Schuld stehen, die nur mit der Beschaffung eines CL-Finaltickets zu tilgen wäre.
Vor dem Old Firm herrschte um das Stadion der Rangers eine eigenartige Stimmung. Irgendwie ganz anders, als ich mir das so vorgestellt hätte. Es war nämlich ganz leise. Keine Gesänge, keine lauten Rufe oder Schreie. Statt Whiskyflaschen schwenkende und mit Schals und Fahnen ausgestattete, gröhlende Schotten in Kilts liefen alle ziemlich nüchtern herum. Wenn Fußballfarben, dann war nur das Blau der Rangers zu sehen. Die nur 700 zugelassenen Celtic-Anhänger würden auf gesicherten Wegen zu ihrem Gäste-Block gebracht werden.
Am Denkmal des Ibrox Disasters, das sich heute zum 52. Male jährte, wurde mit Blumensträußen den 66 Toten gedacht, die 1971 an einer Treppe ihr Leben verloren.
Nachdem ich Dominik sein Ticket übergeben hatte, ging es für mich rein. Als ehemaliger Katholik schlägt mein Herz natürlich für Celtic und so fremdelte ich unter den Heerscharen feindlicher Protestanten. Die Celtic-Fans waren in einem Block untergebracht, der von mir aus gesehen links unten lag. Alle hereinströmenden Zuschauer, egal welchen Alters, bekundeten ihre Abneigung gegenüber den Grün-Weißen mit Stinkefingern, Onanier-Gesten und tausendfach geschrieenem „Fuck“ und „Bastards“. Gesunde Rivalität gehört zum Fußball dazu. Sie ist sozusagen das Salz in der Suppe. Nur beim Old Firm ist die Rivalität eine Nummer größer: Es ist blanker Hass. Mir persönlich unverständlich und befremdlich, wie sich diese abgrundtiefe Abneigung in unserer heutigen modernen Zeit immer noch aufrechterhalten kann. Vermutlich gehört die Verachtung des Anderen zur unverzichtbaren eigenen Identität, so wie etwa bei Israelis und Palästinensern.
Intro
Die Stimmung im Ibrox Stadium war einfach grandios. Bei der frühen Führung von Celtic musste ich mich bemühen, mir meine Freude nicht anmerken zu lassen. Die fluchenden Rangers um mich herum waren mir ein Vergnügen. War die Führung von Celtic zur Halbzeit noch OK, so drehten die Rangers nach dem Seitenwechsel auf und das Spiel um. Jetzt tobte es auf allen Rängen, natürlich auch auf der Haupttribüne. Egal, alles und alle waren in Bewegung und aus Frust wurde frenetischer Jubel. Das match nahm schließlich noch einen für mich versöhnlichen Ausgang, als Celtic in der 88. Minute den Ausgleich markieren konnte. Kein Friede, aber Freude und Eierkuchen. Fazit: Das Old Firm hat es in meine Top Ten von Stadionerlebnissen geschafft. Gratuliere!
2:1 für Rangers
So schnell, wie vor dem Spiel alle ins Stadion geströmt waren, so schnell waren nachher auch alle raus. Nahezu geräuschlos. Ich war einer der letzten, die sich in die Schlange am Eingang zur U-Bahn-Station Ibrox einreihten. Hatte es auch mit nix eilig. Durch die lange Nachspielzeit im Ibrox war mir eine hektische Anreise zum 15 Uhr-Spiel von Hamilton Academical zu sinnlos geworden. Und für eine Fototour durch Glasgow war es schon zu spät. Bis ich meine Kamera aus dem Hotel geholt hätte, wäre es schon längst dunkel geworden. So konnte ich auf dem Zimmer (in dieser Reihenfolge) a) auftauen, b) Schlaf nachholen und c) meine Tour am nächsten Tag detailiert planen.
3. Tag
Weil auf meiner benötigten Strecke streikbedingt kein Zugverkehr stattfand, stand ich am nächsten Morgen um 7 Uhr an der Bushaltestelle in Glasgows Innenstadt, wo Busse in Richtung Kilmarnock abfuhren. Carpe diem! Mir standen heute zehn Busfahrten bevor, davon keine unter einer halben Stunde: Glasgow -> Kilmarnock -> Cumnock -> Muirkirk -> Cumnock -> Kilmarnock -> Kilwinning -> Kilmarnock -> Glasgow -> East Kilbride -> Glasgow. Was soll ich sagen? Busfahren macht in Schottland richtig Spaß! Alle Verbindungen pünktlich, sehr gut getaktet und das Umsteigen stets problemlos. Zumindest hier und heute.
Erstes Ziel: Der LOST GROUND Ladeside Park in Muirkirk, wo bis 1986 die Muirkirk Juniors spielten, bevor sie in den Burnside Park umzogen, der näher an der kleinen Ortschaft liegt. Dieser LOST GROUND ist eine Perle! Jaha, das schreibe ich oft. Aber DIESMAL stimmt es wirklich!
Das liegt zum einen an der einmaligen Lage: Ziemlich abseits auf einem Hügel und dahinter noch mehr grüne Hügel und Berge, bis sich Nebel und Horizont treffen und fließend in einander übergehen. Dazu ist das Gelände quasi offenes Sperrgebiet. Der Abbau von Kohle vor langer Zeit hat hier jede Menge merkwürdige Trichter entstehen lassen, in die der dösige Wanderer (oder LOST GROUND Spotter) hineinfallen könnte. Da muß man auf der Hut sein. Keine Ahnung, wie viele Bälle der Muirkirk Juniors bis 1986 ihren Weg in den einst kohleführenden Untergrund gefunden haben. Von dem LOST GROUND sind nur noch Ruinen aus Backsteinen und zwei abgesägte Torpfosten übriggeblieben. Von weitem erinnerte mich das an eine aufgegebene Walfängerstation in arktischen Breiten. Bei genauem Hinsehen konnte man unter dem Gras sogar noch die Stufen einer flachen Stehtribüne erkennen.
Ich konnte meine Begeisterung über diesen Ort mit einem Einheimischen teilen, der seinen Hund Gassi führte. Er erzählte mir irgendwas von „professional“ und „all this starts here“ oder so. Ich hab mich an diesem merkwürdigen schottischen Akzent noch nicht gewöhnt, so daß ich leider keine Zusammenhänge verstehen konnte. Wie schade! Möglicherweise verwechselt der Mann aber diesen Ground mit dem Burnside Park in Glenbuck, der sich nur ein paar Meilen weiter östlich befand. In Glenbuck wurde Legende Bill Shankly geboren und die Cherrypickers Glenbuck brachten die unglaubliche Anzahl von 50 Senior Football League Spielern hervor, bevor sie 1932 aufgelöst wurden. Leider fuhren dorthin heute keine Busse und als ich daran dachte, dorthin zu wandern, haben meine Füße gleich abgewunken.
Am Nachmittag stattete ich noch dem LOST GROUND Abbey Park in Kilwinning einen Besuch ab. Doch das Gelände war nicht zugänglich. Es waren eh nur noch zwei überdachte Ersatzbänke und ein paar Stufen einer kleinen Stehtribüne übriggeblieben. Bis 2019 hatten hier noch die Kilwinning Rangers gekickt. Ein Container für Bauschutt o.ä. ließ vermuten, daß der Abriss erst vor Kurzem begonnen haben mußte.
Dafür stehen die Ruinen von der katholischen Kilwinning Abbey auch 450 Jahre nach der Verwüstung durch Protestanten immer noch an ihrem Fleck.
3.1.23 * East Kilbride FC - Broomhill FC 1:1 * 19:45 Uhr * Lowland League (level 5) * K Park, East Kilbride, Schottland * Eintritt: für Zuspätkommer nix * Zuschauer: 217 * An- und Abreise ab Glasgow mit dem Linienbus
Abends hatte ich, zugegeben, wenig Lust, raus nach East Kilbride zu fahren. Strömender Regen und langweiliger Kunstrasenplatz. Aber Groundhopping ist kein Wunschkonzert, also mußte ich hin. Kam auch ziemlich spät an, denn ich hatte Mühe gehabt, in Glasgows Innenstadt die richtige Abfahrtsstelle für den Bus zu finden.
4. Tag
War ich gestern noch in den Lowlands unterwegs, würde ich heute in Glasgow bleiben. Eine lange Liste an LOST GROUNDS musste abgearbeitet werden. Doch den Anfang machte der Celtic Park, wo ich zuletzt vor 30 Jahren war, als Celtic den 1. FC Köln im Europapokal rauswarf. Yeah! Hier hatte ich für heute erstmals eine Stadium Tour gebucht. Die dauerte eine gute Stunde und war ganz nett. Im Trophäensaal war natürlich der Sieg im Europapokal der Landesmeister 1967 über Inter Mailand das beherrschende Thema. Der Ground hat sich in den letzten 30 Jahre sehr verändert, aber ist immer noch mega-geil. Muß unbedingt zu einem Spiel wiederkommen!
Einer der wichtigsten Gründe für mich, eine Reise nach Glasgow nicht mehr lange zu verschieben, war der bevorstehende Abriss des Shawfield Greyhound Stadiums. Hunderennen interessieren mich nicht die Bohne, aber der Ground war von 1898 bis 1986 auch Heimat des Clyde Football Club. Insofern war der Besuch dieses LOST GROUNDS Pflicht. Als ich ein paar Bleche zurückbog, um meine Kameralinse durch einen Zaun stecken zu können, brach bei mir eine Euphorie aus! Wahhh, was für ein tolles, marodes Teil!!! Während der Greyhound Track, die Rasenfläche und die Haupttribüne noch einigermaßen intakt schienen, waren insbesondere die umgebenden Stehränge schon sowas von heruntergekommen. Aahhh, geil! Ich konnte mich nur schwer beruhigen.
Auf dem Weg zum Cathkin Park kam ich auch am Hampden Park und Lesser Hampden Park vorbei. Früher hat ja Queen´s Park FC im großen Hampden Park gekickt, bis die das an den Schottischen Fußballverband verkauft haben. Glaub ich zumindest. Jetzt spielen die üblicherweise im Lesser Hampden Park, aber der wird gerade saniert. So wich Queen´s Park zuletzt in den Ochilview Park nach Stenhousemuir aus. Im Dezember 2022 allerdings fanden die letzten beiden Heimspiele wieder im großen Hampden Park statt. Hatte mir so sehr gewünscht, daß Queen´s Park auch ihr match am 2. Januar gegen Partick Thistle austragen würden. Dann hätte ich nach dem Old Firm gleich noch den Hampden Park machen können. Fehlt mir noch! Aber war nicht. Mist.
Der Cathkin Park ist wohl der am häufigsten gepostete LOST GROUND auf Facebook. Kein Wunder, liegt er doch direkt hinter dem Hampden Park und ist nicht nur deshalb sehr populär. Von 1884 bis 1903 war das DER Hampden Park und auch Spielstätte des Queen´s Park FC. Heute trägt der Cathkin Park den Beinamen Second Hampden. Der heutige Hampden Park ist quasi Third Hampden und First Hampden ist der unscheinbare Platz, zu dem ich anschließend ging. Mußte nur eine Straße überqueren und schon war ich da.
Hier, an der Bahnlinie zwischen Crosshill und Mount Florida, hier also fing alles an. Vielleicht DER geschichtsträchtigste Ort in der gesamten Fußballhistorie überhaupt. Gänsehaupt pur! Oder mich fröstelte der scharfe Wind, der von Westen in die Stadt blies?! Ich weiß nicht genau.
Aber das allererste Fußballänderspiel fand nicht im First Hampden statt, sondern auf der anderen Seite des River Clyde im Glasgower Stadtteil Partick. Auf dem noch heute existierenden Cricket Platz Hamilton Crescent standen sich am 30. November 1872 Mannschaften aus Schottland und England gegenüber. Vor 4000 Zuschauern trennte man sich torlos.
Beim Herumlaufen stieß ich später auf einer Fußgängerbrücke auf einen Hinweis des LOST GROUNDS Meadowside von Partick Thistle. Dort wurde aber nur bis 1908 gespielt. Heute entstehen an der Stelle Wohnhäuser.
So, nun hätte ich am Abend ja doch ein wenig Bock auf ein vernünftiges Fußballspiel gehabt. Es standen auch zwei zur Auswahl: Celtic II - Strollers in Airdrie oder Colts - East Stirling in Cumbernauld. Aber, aber... die Bahnen streikten ja immer noch. Zwar gab es auf einigen Strecken Zugverkehr, aber gerade am späten Abend für die Rückfahrt nach Glasgow konnte man mir den nicht mehr garantieren. Außerdem wäre es dann möglicherweise eng mit dem Erwischen meines Nachtbusses zurück nach Manchester geworden.
5. Tag
Abreise: Glasgow -> Manchester mit National Express (Bus) zu 64,54 EUR * MAN -> CGN mit Ryanair zu 72,48 EUR
Der Tag war gerade erst fünf Stunden alt, da mußte ich den warmen National Express-Bus auch wieder verlassen: Aussteigen an der Chorlton Street in Manchester. In dieser Stadt hatte ich heute gar nichts mehr zu erledigen.
Aber der Ewood Park in Rossendale wartete noch auf meinem Besuch. Hatte ich ihm fest versprochen. So nahm ich gegen 7 Uhr den ersten Bus in Richtung Burnley. Die Fahrt kostete nur 2 GBP, egal wie weit man fuhr. Inzwischen wurde das Gefährt von anzugtragenden Schulkindern geflutet. Irgendwo im Nirgendwo zeigte mir nach etwa einer Stunde Fahrtzeit mein Handy an, daß ich hier aussteigen solle. Gleichzeitig mit dem Sonnenaufgang stand ich auf der Ewood Bridge, zu meinen Füßen der gleichnamige Ground. Hier spielten bis in die 90er Jahre der Haslingden FC und danach der Athletic Stand FC. Nette Stehtribüne, ein verlottertes Vereinsheim und ein paar rostige Torgestänge sind erhalten geblieben. Ein Großteil des Platzes stand unter Wasser, so daß mein Rundgang nicht allzu lange dauerte.
Schöne Gegend hier in Lancashire. Mit so netten Städtchen, die Namen wie aus Harry Potter tragen: Ramsbottom oder Rawtenstall. Ich bin nicht der erste Deutsche, der Ewood Bridge ins Visier genommen hatte. Schon 1916 warf ein Zeppelin-Luftschiff Bomben auf Ewood Bridge ab und zerstörte sie. Sie wurde aber wieder aufgebaut und erst 1972 geschlossen. Die Überreste der Station Ewood Bridge and Edenfield liegen direkt neben dem LOST GROUND. Die Strecke jedoch wird noch von der East Lancashire Railway für Museumszüge genutzt.
Und weil man gerade in der Gegend war, wurde auch der altehrwürdigen Gigg Lane ein Besuch abgestattet. Keine Chance, mal reinzugucken, aber wenigstens konnte ich den Ground zu Dreiviertel umrunden. Sehr Old School, auch wenn seit dem Taylor Report 1993 schon einiges geändert wurde. Hab gehört, Bury soll nach dem trouble 2019 nächste Saison wieder an der Gigg Lane spielen. Bin ganz heiß darauf, hier zu kreuzen.
Den Rest des Tages und des Abends langweilte man sich in Manchester Piccadilly und am Flughafen herum. Diese Wintermonate sind für den fotografier-wütigen Traveller schwer erträglich. Schließlich hatte der Flug nach CGN, der letzte an diesem Tag, satte Verspätung von zwei Stunden. In Deutz verpasste ich die letzte S-Bahn ins heimische Bergisch Gladbach um 3 Minuten. Nun konnte ich in Köln Hbf drei Stunden auf die "erste" S-Bahn um 4:27 Uhr warten. Das wäre ja noch OK gewesen, aber als die S-Bahn dann schon in Köln-Dellbrück endete und die nächste S-Bahn ausfiel, wurde ich so langsam sauer. Jetzt wurde (erstmals in Deutschland) UBER eingeschaltet. Die Rechnung ging umgehend an den S-Bahn-Betreiber.
Fazit: Geile, nein sehr geile Tour!
6. Tag: Waaaarten!